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Kartenprojektion
Es gibt in der Kartografie viele verschiedene Methoden, die Welt auf Papier zu bringen. Die Schwierigkeit hierbei ist es, die dreidimensionale Darstellung der Erde als Kugel zweidimensional auf einer flachen Oberfläche abzubilden. Denn es ist unmöglich, gleichzeitig Form und Größe der Kontinente und Länder exakt darzustellen. In Kartendarstellungen erfolgen somit stets Abwägungen einer winkel-, flächen- und längentreuen Darstellung oder die Vermittlung zwischen Verzerrungen. Es gibt verschiedene Projektionsarten, wie die Mercator-Projektion (winkeltreu), die Gall-Peters-Projektion (flächentreu), die quadratische Plattkarte (längentreu) oder die Winkel-Tripel-Projektion (vermittelnd zwischen winkel- und flächentreu) (Strebe, 2021). Weltkarten bilden die Welt nicht einfach ab. Sie sind auch Ausdruck von bestimmten Überzeugungen und vermitteln uns ein entsprechendes Weltbild (Crampton & Krygier, 2005; Roth, 2019).
Mercator-Projektion
Die Mercator-Projektion wird häufig für Weltkarten verwendet und ist in Europa in Medien und Schulen die am häufigsten verbreitete Projektionsart. Sie wurde im 16. Jahrhundert von Gerhard Mercator entwickelt. Sie eignet sich vor allem bei der Navigation und für die Seefahrt. Die Abbildung erfolgt winkeltreu, gleichzeitig findet jedoch eine starke Flächenverzerrung statt. Der Äquator liegt nicht in der Mitte der Karte. Europa erscheint so unverhältnismäßig groß und zentriert auf der Weltkarte. Diese Darstellung vermittelt die Überzeugung, dass Europa die bedeutendste Region der Welt ist. Die Mercator-Projektion wird dafür als eurozentrisch kritisiert (Crampton, 1994).
Gall-Peters-Projektion
Auf der Weltspielplane verwenden wir die flächentreue Gall-Peters-Projektion. Arno Peters entwickelte diese Projektionsart in den 70er Jahren. Arno Peters ist in geografischen Fachkreisen kritisiert worden, weil er nicht drauf hingewiesen hat, dass diese Art der Projektion bereits 1855 von James Gall entwickelt wurde. Diese Projektionsart hat den Vorteil, die Flächen der Länder maßstabsgetreu in ihrem jeweiligen Flächenverhältnis abzubilden. Die Größenverhältnisse sind exakt dargestellt. Die Umrisse werden jedoch stark verzerrt und die Winkel stimmen nicht überein. Der Äquator liegt in der Kartenmitte. So entsteht ein realistischeres Bild der tatsächlichen Größenverhältnisse der Kontinente. Europa ist zum Beispiel nur halb so groß wie Südamerika, Indien dreimal so groß wie Skandinavien. Die Projektionsart dezentriert Europa und die Länder des Globalen Nordens und hinterfragt die mit der verbreiteten Mercator-Projektion vermittelte vermeintliche Größe und zentrale Lage Europas und somit seine Machtposition kritisch. Diese ungewohnte Darstellung der Welt soll dazu anregen, neue Perspektiven zu eröffnen und Machtverhältnisse zu entlarven, die unser Weltbild prägen (Crampton, 1994).
Bei der Durchführung des Weltspiels kann kontrastierend auf unterschiedliche Kartenprojektionsarten eingegangen und die durch Karten vermittelten Machtverhältnisse und Vormachtstellungen (z. B. Europas in der Mercator-Projektion) reflektiert werden.
Quellen & weitere Hinweise:
- Crampton, J. W. (1994). Cartography’s defining moment: The Peters Projection Controversy 1974-1990. Cartographica, 31(4), 16–32. doi:3138/1821-6811-L372-345P
- Crampton, J. W. & Krygier, J. (2005). An Introduction to Critical Geography. ACME: An International E-Journal for Critical Geographies, 4(1), 11-33.
- Roth, J. (2019). In S., Arndt & N. Ofuatey-Alazard (Hrsg.), (K)erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutscher Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk (S. 554-564). Münster: UNRAST-Verlag.
- Strebe, D. (2021). Map Projection Essentials. Verfügbar unter https://www.mapthematics.com/Essentials.php (Abruf am 29.12.2021)